Der Feminismus lebt
Die junge Britin Laurie Penny packt in ihrem neuen Buch den Feminismus erfrischend neu an. Sie spürt „abgefuckten Mädchen“ und „verlorenen Jungs“ nach, die der neoliberalistischen Marktkälte, der globalen Krise und dem Sozialstaatabbau zum Opfer fallen. Kritisch beleuchtet sie die Versuche einflussreicher Kreise, die sexuelle Befreiung zurückzudrehen, die repoduktive Freiheit einzuschränken und männliche Gewalt den betroffenen Frauen in die Schuhe zu schieben. Und sie geht der Klischeehaftigkeit des romantischen Liebesideals nach, das der Markt den Menschen aufoktroyiert, um sie dann als Verlierer abzustempeln, wenn die Beziehung scheitert und Frauen ihre Kinder allein erziehen müssen.
Junge Frauen wie Laurie Penny, die im Internet aufwuchsen, wo sie Gleichgesinnte und Freiheit suchten und fanden, stoßen dort auch auf männliche Trolle, die sie mit wütenden Beschimpfungen und Drohungen überziehen, sobald sie sich öffentlich äußern. Überhaupt mischen sich das Netz und die sozialen Netzwerke zunehmend in das Leben der Frauen ein: Die dritte Schicht der Selbstvermarktung, die neben der unbezahlten Familien- und Hausarbeit immer mehr Freizeit frisst, zementiert überkommene Schönheitsideale und verhindert jede Individualität.
Man muss nicht mit allen Ansichten Laurie Pennys einverstanden sein, um zu erkennen, dass die eloquente Bloggerin (Penny Red), die auch für den New Statesman, den Guardian und die Times schreibt, eine wichtige Stimme der jüngeren Frauengeneration ist.
Unsagbare Dinge: Sex, Lügen und Revolution, übersetzt von Anne Emmert, erscheint Ende Februar in der Flugschriften-Reihe der Hamburger Edition Nautilus. Dort ist bereits Pennys Titel Fleischmarkt erhältlich.